Achtsam zu sein ist simpel, doch nicht einfach. Viel schon wurde zum Thema gesagt und geschrieben. Für mich persönlich ist der Körper der Schlüssel. Denn unser Affengeist, der Monky Mind ist nicht dazu in der Lage, sich selbst Frieden zu schenken.
Dies zu erfahren ist immer wieder kraftvoll und vor kurzem hatte ich Gelegenheit dazu, tief in dieses wunderschöne Gefühl der Verbundenheit einzutauchen. Ich lernte eine Form von Körperarbeit kennen, die mich sehr inspiriert hat und die ich deshalb mit Dir teilen möchte: Breema.
Was ist Breema?
„Der Körper hat Gewicht. Der Körper hat Atem“.
Ich sitze auf einem riesigen roten Orientteppich und lausche den Worten von Jon Schreiber. Rund 40 Mitpraktizierende Lehrer, Schüler und absolute Neulinge haben sich auf den Teppichen um ihn herum versammelt.
Sie wollen tiefer in Breema eintauchen und durch das Bodywork und die Selbstmassage-Übungen, Selbst-Breema genannt, bei sich und im Moment ankommen. Sie möchten das Gefühl der Verbindung erfahren, das so vielen von uns durch Stress, mediale Reizüberflutung und den steigenden Anforderungen der rationalen, mechanistischen Arbeitswelt verloren gegangen ist.
Jon ist Gründer der Breema-Klinik und hat viele Bücher über Breema geschrieben. Doch am allerwichtigsten: Jon verkörpert, was er unterrichtet. Der 66jährige strahlt eine unglaubliche Lebensfreude und Leichtigkeit aus. Er hat Humor und sieht sich selbst nicht nur als Lehrer, sondern als Schüler: „Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, muss ich mir eingestehen, dass ich die meiste Zeit nicht präsent bin“, meint Jon. Ein klassisches Understatement, das zu ihm passt. Zugleich macht es ihn für mich als Lehrer glaubwürdig und sympathisch.
Doch gerade solche Momente seien kostbar, so Jon, weil sie ihm Gelegenheit geben würden, zurückzukommen. Durch Breema und Selbst-Breema habe er ein kleines Gefühl der Präsenz entwickeln können. Dieser „Geschmack“ sei so wunderschön und kraftvoll, dass er sein eigenes Leben verändert habe.
Wie funktioniert es praktisch?
Breema ist eine Form der Körperarbeit, die man zu zweit oder auch alleine praktizieren kann. Beim Selbst-Breema beschenkt man sich selbst durch achtsame Berührung und entwickelt durch sanfte Bewegungen, Dehnungen, Klopf- und Streichtechniken ein Gefühl körperlicher Präsenz.
Besonders wichtig ist der Moment des Nachspürens nach den einzelnen Übungen. Hier konnte ich häufig ein Gefühl der Freude, Klarheit oder Leichtigkeit wahrnehmen, den Fluss der Lebensenergie in Form von Wärme oder Kribbeln spüren. Doch viele körperliche Wahrnehmungen, bzw. das Gefühl ganz im eigenen Körper zu sein, lässt sich natürlich nicht vollständig in Worten ausdrücken.
In der Breema Körperarbeit arbeitet man zusammen mit einem Partner. Auch hier geht es um die Entwicklung der eigenen körperlichen Präsenz. Durch die Berührung des anderen Menschen kann ich zugleich noch mehr bei mir ankommen. Der andere Körper ist sozusagen ein Tor zu meiner eigenen Präsenz.
Den Ansatz, sich beim Geben voll auf das eigene Körpergefühl zu konzentrieren, finde ich spannend und sinnvoll. Anstatt mich in meinem Kopf zu fragen, was der andere denkt oder fühlt, entspanne ich mich selbst und überlasse es meinen Händen zu erspüren, was der andere Körper braucht. Denn was sich für mich selbst schön und stimmig wird sich automatisch auch für den anderen gut anfühlen. Wichtig dabei ist jedoch, dass wir absichtslos berühren und nicht den Anspruch haben, einen anderen Menschen zu heilen oder in irgendeiner Art und Weise zu beeinflussen.
Die neun Prinzipien
Im Zentrum der Breema-Philosophie stehen die sogenannten neun Prinzipien der Harmonie. Wann immer wir uns selbst oder einen anderen Menschen berühren, wollen wir diese Qualitäten verwirklichen. Die Prinzipien sind:
- Körper bequem: Du darfst Dich in Deinen Körper und in den Moment hinein entspannen. In der Körperarbeit heißt das, dass eine aufrechte und zugleich bequeme Haltung Voraussetzung dafür ist, jemand anders etwas Gutes tun zu können. Doch selbst, wenn Du kein Bodyworker bist, sondern z.B. am Schreibtisch arbeitest, kannst Du immer wieder Deinen Körper spüren, ihn entspannen und die beste Haltung für ihn finden.
- Bestimmtheit und Sanftheit: Bestimmtheit und Sanftheit sind keine Gegensätze. Sie sind wie Yin und Yang oder zwei Seiten einer Münze. Eine Berührung kann zugleich sanft und bestimmt sein. Und im Leben ist es gut, eine klare Ausrichtung und Ziele zu haben und sich zugleich in den Moment hinein entspannen zu können.
- einziger Moment, einzige Aktivität: richte Deine Aufmerksamkeit immer auf diesen einen Moment. Dadurch kannst Du die Fülle des Lebens kosten. Du bist präsent – beispielsweise in der Körperarbeit, wenn Du einem anderen Menschen Berührung schenkst oder was auch immer Du tust, denkst oder fühlst.
- keine Beurteilung: Unser Verstand neigt dazu, die Welt in Kategorien und Konzepten wahrzunehmen, z.B. „gut“ oder „schlecht“, „innerhalb“ und „außerhalb“, „Vergangenheit“, „Gegenwart“ und „Zukunft“. Wenn Du wirklich präsent bist, werden all diese Gegensätze aufgelöst und Du kommst in einen ungefilterten Kontakt mit der Wirklichkeit, mit dem, was gerade ist.
- keine Kraftanstrengung: Anstrengung oder Gewalt sind unnötig. Versuche, nichts künstlich zu erzwingen – weder in der Körperarbeit, noch im Leben.
- volle Beteiligung: Präsenz ist die Verbindung von Körper, Geist und Fühlen. Egal, was ich tue, möchte ich dies mit meinem ganzen Sein und mit voller Aufmerksamkeit tun. Auf der Matte in der Körperarbeit ist stets der ganze Körper beteiligt. Arbeiten aus dem Hara, d.h. der eigenen Körpermitte erlaubt es leicht und anstrengungslos zu geben.
- nichts Extra: das Leben ist Fülle und Perfektion. Harmonie ist jederzeit vorhanden. Um dies zu erfahren, ist es nötig, unseren wertenden Verstand auszuschalten und alle Gedanken und Gefühle zu akzeptieren, so wie wir sind. Wir müssen uns nicht anstrengen, etwas zusätzlich zu bekommen – weder im Innen noch im Außen.
- keine Eile, keine Unterbrechung: wenn wir in unserem Körper präsent sind, tauchen wir in die Gegenwart ein. Wir müssen weder an der Vergangenheit festhalten, noch uns stressen eine imaginäre Zukunft zu erschaffen. Unser Leben fließt in einem natürlichen Rhythmus.
- gegenseitige Unterstützung: Geben und Nehmen unterstützen sich gegenseitig. Wir brauchen keine Angst davor zu haben, großzügig zu geben, weil das Leben uns immer unterstützen wird. Und wir dürfen uns dafür öffnen, alle Geschenke zu empfangen (z.B. Lob, Hilfe, Geld), die andere Menschen, uns zu Teil werden lassen.
Mehr über Breema
Hat Dich das Ganze neugierig gemacht und würdest Du gerne mehr über Breema erfahren? Dann kannst Du Dir hier das Interview anhören, was ich mit Jon Schreiber geführt habe:
Literaturtipps und Links
Zur Einführung kann ich Dir auch folgende beiden Bücher empfehlen:
Jon Schreiber: „Breema – Essenz des harmonischen Lebens“
Jon Schreiber: „Selbst-Breema – Übungen für ein harmonisches Leben“
Breema international: www.breema.com
Mehr Informationen über Breema in Deutschland und Bestellung der genannten Bücher bei Pari Schneider unter 07223 807290
Fotos: Breema Center, Oakland Californien
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