Yin Yoga ist - neben Thai Yoga und Meditation - für mich persönlich eine wunderbare Unterstützung, um loszulassen. Daher freue ich mich, dieses Interview mit einem Yin-Yoga-Lehrer zu führen, den ich sehr schätze: René Hug leitet das Suburbyoga Studio in Zürich und hat nun sein Buch "Yin Restorative Yoga: Quelle des Daseins" veröffentlicht.
Was hindert uns daran, loszulassen? Warum ist Yin Yoga hier eine so wertvolle Hilfe?
René: Durch das Internet und Google bekommt man heute viele Infos und erhält eine extreme Ablenkung der Außenwelt, die uns ständig wegreißt von unseren Gedanken und Meinungen. Die Beeinflussung ist groß, dass wir dadurch unruhig werden und es uns schwer fällt, ruhig zu bleiben, loszulassen was nicht zu uns gehört! Yin Yoga ist ein wunderbarer Einstieg, sich die eigenen Reizen wieder bewusster zu machen. Da man länger in den einzelnen Position verweilt, kann man in dieser Zeit beobachten, was sich am Körper verändert.
Wie führte Dich Dein eigener Weg zum Yin Yoga?
Ich war müde von der ständigen technischen, zielstrebenden und Schweiß treibenden Yoga Praxis, wie sie in so manchen Yoga Studios unterrichtet wird. Ich musste feststellen, dass sie mich nicht gelenkiger machte, sondern hatte eher immer wieder Muskelkater und erlebte bei anderen Teilnehmern viele Verletzungen. Als ich mir die moderne Yoga Praxis einmal genauer anschaute und daraufhin den Text des Yoga-Sutra las, fiel es mir wirklich schwer, diese enge Verbindung zu entdecken. Auf der einen Seite gibt es die ethische und meditative Praxis des Yoga-Sutras und das Beruhigen der Bewegungen des Geistes. So machte ich mich vor über 8 Jahren auf die Suche nach dem anderem Yoga und fand es zuerst bei Paul Grilley und weiter bei anderen bekannten Yogalehrern, die mich dabei inspirierten.
Du bezeichnest Deinen eigenen Stil als „Yin Restorative Yogatherapie“. Was verbirgt sich dahinter?
Yoga ist für mich ein Rückzug, damit ich mich wieder spüre und bei mir sein kann. Also eine Wiederherstellung oder Erneuerung meines selbst, wie es das Wort Restorative (dt. wiederherstellen) ja schon aussagt. Dazu kommt, dass es bis heute in allen Yogabüchern, die es auf dem Markt gibt, nicht wirklich gezeigt wird, wie man Hilfsmittel korrekt einsetzen kann. In meiner Zeit als ich mich von Paul Grilley und Simon Low inspirieren ließ, kam von ihnen immer der Hinweis, so viele Hilfsmittel wie möglich einzusetzen und nicht zu tief in die Haltungen zu gehen.
Viele Menschen wissen gar nicht, dass es Hilfsmittel im Yoga gibt, die einem helfen können, Haltungen korrekt auszuführen, ohne dass man bereits die Geschmeidigkeit entwickelt hat, die es normalerweise dafür braucht, wenn man keine Hilfsmittel benutzen würde. Und es gibt auch viele Yogis, die noch nicht gelernt haben, wie man diese Hilfsmittel korrekt einsetzt. Da ich schon seit Jahren mit diesen Utensilien sowohl in meiner persönlichen Praxis als auch in meinem Unterricht im Studio arbeite, habe ich mir mit der Zeit einen großen Erfahrungsschatz im Einsatz der Hilfsmittel aufbauen können, wofür ich sehr dankbar bin. Im Grunde genommen könnte man auch sagen, dass ich durch „Best Practice“ gelernt habe, wie diese Hilfsmittel meinen Schülern am besten helfen können.
Um dieses Wissen und meine Erfahrungen mit möglichst vielen Yogainteressierten teilen zu können, hatte ich mich entschlossen, dieses Buch zu schreiben. Es war schon immer mein Bestreben, möglichst viele Menschen für Yoga zu interessieren. Denn Yoga beinhaltet viel mehr, als sich möglichst gelenkig in die „unmöglichsten“ Positionen zu begeben. Und genau dieses „Mehr“ wird im Buch auch beschrieben und trägt daher den Titel "Yin Restorative Yogatherapie".
Du unterrichtest mittlerweile schon seit 12 Jahren. Was hast Du in dieser Zeit dazu gelernt? Welche Tipps würdest Du Yogalehrern geben, die gerade anfangen zu unterrichten?
Auf sich zu hören, in die Tiefe zu gehen und aus der Intuition zu leben. Die Außenwelt ruhen und sich durch nichts ablenken zu lassen - das gibt und schenkt innere spirituelle Stärke und dem Geist großen Frieden. Das Zentrum unseres Wesens und Seins ist nicht im Kopf, es ist in unserem Bauch. Hab keine Angst! Du darfst Dich auf Deine Herausforderungen im Leben freuen!
Das „Hara“ und die eigene Intuition ist für Dich sehr wichtig, wie ich schon in Deinem Buch gelesen habe. Wie kann Yin Yoga, dabei helfen, auf den Bauch und die eigene Intuition zu hören?
Im Grunde genommen fängt alles mit dem Atem an. Es ist wichtig, dass uns diese Tatsache bewusst wird, denn bei einer tieferen konzentrierten Bauchatmung kommen wir innerlich immer mehr zu Ruhe und beginnen wieder in uns hinein zu horchen. Kombiniert mit verschiedenen Yoga-Haltungen fangen wir an, immer mehr in uns zu ruhen und zu registrieren, welche Gefühle und Emotionen in uns aufsteigen.
Was machst Du – abgesehen von Yoga – privat, um Dich zu entspannen und Stress loszulassen?
Mit meinem Hund „DJ“ laufen gehen, möglichst viele Momente bewusster erleben oder einfach Kaffee und Kuchen genießen.
Buchtipp
Über René Hug
René Hug ist ein zertifizierter Yin, Restorative, Yogatherapie und Yin & Yang Yoga-Lehrer und hat ein eigenes Yogastudio, das suburb yoga in Zürich Oerlikon. Der Weg dorthin führte über viele Stationen und begann in Indien, im Ashram Swami Satyananda Saraswati of Bihar School of Yoga. Dort hat er das Fundament seiner Ausbildung gelegt und Hatha Yoga gelehrt bekommen, die Yoga-Philosophie studiert und sich intensiv mit Mudras, Mantras und der Atemtechnik beschäftigt. Aus- und Weiterbildungen in Europa, Asien und Amerika bei weltweit bekannten Lehrern vervollständigen seinen Yogaweg. Im Februar erschien sein Buch Yin Restorative Yogatherapie – „Quelle des Daseins“.
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