Manchmal geht es direkt ins Herz. Vielleicht kannst Du Dich an einen Moment erinnern, in dem das richtige Lied zum richtigen Zeitpunkt die Yogaklasse zu einem unvergesslichen Erlebnis machte. Es ist eine Erfahrung, die sich gar nicht in Worte fassen lässt.
Jenseits des Verstandes wirken Musik und Klang direkt auf Deinen Emotionalkörper. Sie sind in der Lage, Dich auf einer tiefen Ebene zu berühren, zu entspannen und manchmal auch zu energetisieren.
Wie kannst Du als Yogalehrer die Wirkung von Musik und Klang für Deinen Yogaunterricht nutzen und was solltest Du dabei beachten? Über dieses Thema sprach ich mit zwei guten Freunden, die beide Yoga-Klang-Pioniere sind und dabei sehr unterschiedliche Wege beschritten haben.
Frank Schuler von Lord Vishnus Couch ist der Erfinder des legendären Nightflights, ein Gesamtkunstwerk aus Yoga, Lichtinstallation und einem live gespielten DJ-Set. Damals eine absolute Neuheit. Die Idee, Yoga mit DJ-Begleitung anzubieten, hat heute viele Lehrer zu ähnlichen Angeboten inspiriert.
René Hug unterrichtet im suburb yoga in Zürich einfühlsame Yin Restorative Yoga Stunden – mit Begleitung von Planeten Gongs und Kristallklangschalen. Eine geniale Kombination, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann.
Wie begann für Dich persönlich die Reise in die Welt des Klangs?
René: Bei einem "Kristallklangschalenbad" in Bali. Das war so ein einschneidendes, klares Erlebnis für mich, dass ich gleich danach Kristallklangschalen gekauft und eine Ausbildung als AuraSound Berater gemacht habe. Nach einigen Jahren hatte ich ein erneutes unvergessliches "Gongklangbad" in Berlin, das mich sofort auf die Idee brachte, dass Gongs doch eine sehr gute Ergänzung zu den Kristallklangschalen wären.
Frank: Als Kind habe ich unablässig gesungen und war auch im Chor. Musik wurde aber in unserer Familie nicht kultiviert und ich war bald ein Fan elektronischer und künstlicher Musik. Erst als Yogaschüler ging es zurück zu den natürlichen Klängen und das Singen gehört seit Jahren zu meiner täglichen Praxis – back to the roots also.
Impressionen vom Nightflight (Quelle: Yogawerkstatt Hannover)
Mit dem Nightflight hast Du die deutsche Yoga-Szene revolutioniert. Yoga mit Live-DJ gab es damals noch nicht, heute erfreut sich dieses Format großer Beliebtheit. Wie entstand diese Idee?
Frank: Viele Jahre meines Lebens war ich fleißiger Partygänger und die Selbstvergessenheit und besondere Körperlichkeit einer durchtanzten Nacht hat sich oft in die Musikwahl meiner eigenen Praxis geschlichen, da gibt es nicht nur Chants und Mantras. Ausschlaggebend war dann ein rauschendes Fest über den Dächern Kölns mit vielen Freunden, DJs und auch schon mit den Lichtinstallationen von Ludwig Kuckartz, der mich seitdem bei jedem Nightflight mit seiner Lichtkunst begleitet.
Was macht für Dich persönlich die Faszination daran aus, als Yogalehrer mit einem DJ zusammenzuarbeiten?
Frank: Mittlerweile genieße ich es sehr, erfahrene DJs wie Franca die Playlist selbst gestalten zu lassen, das Set höre ich mir vorher gar nicht mehr an. Die ersten Jahre habe ich die Tracks aber immer selbst zusammengestellt, es braucht schon das Verständnis für Vinyasa Yoga und viel Mitgefühl für das Empfinden der Teilnehmer, damit das gut wird.
René, wie ist für Dich die Beziehung von Yoga und Klang?
René: Für mich ist es eine Beziehung, die sich nicht mehr trennen lässt. Ob es nun der Herzschlag ist, Kristallklangschalen oder ein Gongklangbad … es ist ein unterstützendes Element, damit du leichter loslassen kannst. Man öffnet sich so einen Raum, der dir selbst auf zellulärer Ebene eine Neuausrichtung ermöglicht und dich so wieder mit Klarheit und Vitalität in den Alltag zurückkehren lässt.
Im Yin Yoga geht es darum loszulassen und nichts zu tun, einfach einmal nur zu „sein“ und wahrzunehmen. Die Schwingung und die Kraft der Gongs sind dabei eine zusätzliche Unterstützung, die ich aber mit Intention und aus vollem Herzen spielend einsetze. Der Klangteppich, der entsteht, soll dich dabei wortwörtlich davontragen, um das totale Loslassen noch tiefer zu erleben.
Die richtige Musik kann an der richtigen Stelle der Klasse eine super Unterstützung sein, schlecht gemacht aber auch unglaublich nerven. Worauf sollte ich als Lehrer bei der Beschallung meiner Yogis achten?
Frank: Auf den Schüler und darauf, was in der Yogaklasse ermöglicht werden soll. Trotz des Nightflights denke ich, dass akustische Musik und natürlichere Geräusche den Teilnehmern am Ehesten entgegenkommen. Auf die eine oder andere Art sollte der Einsatz von Musik eine Versenkung unterstützen. Da kann ein unzulänglich gespieltes Harmonium oder eine ganze Musikantengruppe aber genauso störend werden wie zu harte elektronische Beats oder Heavy Metal. Deshalb ist der Nightflight auch eher als Yogafest und Event konzipiert. Gelingt es der Musik in keiner Form eine Poesie zu entwickeln – dann lieber Stille!
René, welche Tipps würdest Du anderen Yogalehrern geben, die gerne Klangschalen oder Gongs in ihrem Unterricht einsetzen möchten?
René: Sie mit Intention, mit Wohlwollen und Liebe ihren Schülern gegenüber und der Absicht zu heilen zu spielen. Dies ist ein sehr wichtiger Teil, den die Teilnehmer spüren und hören!
Worauf sollte ich beim Kauf eines Gongs oder einer Klangschale achten?
René: Bei der Auswahl genau hin hören, ob sich der Klang mit dir selbst vereinbaren lässt. Harmonieren die Klänge gegenseitig … und nicht auf den Preis schauen, sondern auf die Qualität hören und ob die Klänge Freude verbreiten! Dann hast du selbst immer wieder Freude am Spielen und das hören die Teilnehmer auch wieder!
Welche Musik hört Ihr selbst gerne? Welche Künstler inspirieren Euch?
Frank: Ich höre fast jede Musik – Klassik, Elektronisches, Pop und Mainstream, Worldmusic von Brasilien bis Norwegen, Gesang, Tanzbares, … Zurzeit schlägt mein Herz für den Soul der 70er, Donnie Hathaway, Al Green, Marvin Gaye. Und ich habe mir eine neue Trommel gekauft :-)
René: Eine große Inspiration für mich sind John de Kadt und Steve Gorn, Ashana wie auch Deuter. Persönlich höre ich momentan sehr gerne Adele und Coldplay … ;-)
Lesetipp
Meine eigenen Musikempfehlungen für ruhige Yoga Stunden und Thai Yoga Sessions findest Du hier.
Frank Schuler ist seit 12 Jahren begeisterter Yogalehrer und -schüler. In Köln organisiert er die drei Studios von Lord Vishnus Couch, die Yoga Conference Germany, Ausbildungen und Retreats. Er ist als Lehrer und Dozent in Deutschland unterwegs, schreibt regelmäßig für Fachzeitschriften und liebt, was er tut.
René Hug ist ein zertifizierter Yin, Restorative, Yogatherapie und Yin & Yang Yoga-Lehrer und hat ein eigenes Yogastudio, das suburb yoga in Zürich Oerlikon. Der Weg dorthin führte über viele Stationen und begann in Indien, im Ashram Swami Satyananda Saraswati of Bihar School of Yoga. Dort hat er das Fundament seiner Ausbildung gelegt und Hatha Yoga gelehrt bekommen, die Yoga-Philosophie studiert und sich intensiv mit Mudras, Mantras und der Atemtechnik beschäftigt. Aus- und Weiterbildungen in Europa, Asien und Amerika bei weltweit bekannten Lehrern vervollständigen seinen Yogaweg. Im Oktober erscheint sein Buch Yin Restorative Yogatherapie – „Quelle des Daseins“.
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