Urlaub am Meer, ein oder zwei Yogaklassen am Tag unterrichten und dafür gutes Geld verdienen. Hast Du auch schon davon geträumt, Deinen eigenen Yoga-Urlaub zu organisieren? Was viele Yogalehrer nicht wissen: Retreats bergen ein nicht geringes wirtschaftliches Risiko für den Organisator. Ein kleiner Fehler kann den Erfolg des gesamten Unterfangens gefährden.
Sorgfältige Planung ist deshalb wichtig. Mit folgenden 10 Schritten kannst Du Deinen Traum vom eigenen Yoga-Retreat Stück für Stück verwirklichen.
1. Dein Traumziel wählen – mit Herz und Verstand
Vielleicht das Wichtigste: Ein wunderschöner Ort, der Dich selbst aber vor allem auch Deine Teilnehmer begeistert. Deine Gefühle sind Deine erste Entscheidungshilfe. Du kannst Dich fragen: Spricht mich dieser Ort emotional an? Bin ich selbst begeistert? Denn nur, wenn Du selbst begeistert bist, wird es Dir gelingen, diese Begeisterung auch mit anderen Menschen zu teilen.
Im zweiten Schritt solltest Du allerdings auch Deinen Verstand nutzen, um Dein Wunschziel einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Folgende Faktoren sind wichtig:
- Erreichbarkeit: Können die Teilnehmer mit dem Auto anreisen oder müssen sie fliegen? Welche Kosten entstehen dadurch? Wie weit ist das Retreat-Center vom nächsten Flughafen entfernt? Gibt es Bus- und Bahnverbindungen?
- Yogaraum: Gefällt Dir der Yogaraum? Wieviele Teilnehmer haben Platz? Sind Hilfsmittel (Yogamatten, Decken, Gurte, Blöcke) vorhanden?
- Wetter: Mit welchem Wetter ist zu welcher Zeit des Jahres zu rechnen?
- Preis: Wie hoch ist der Preis für die Teilnehmer? Wieviel kostet der Yogaraum? Gibt es eine Mindestteilnehmerzahl? Wie sind die Stornierungskonditionen?
- Verpflegung: Wie ist die Verpflegung? Gibt es vegetarische und vegane Optionen?
Du merkst vielleicht schon: Ein Retreat zu organisieren ist ein komplexes Unterfangen. Da die Realität nicht immer so schön wie die Bilder im Internet aussieht, würde ich mittlerweile auch nicht mehr an einen Ort fahren, an dem ich zuvor nicht bereits persönlich gewesen bin.
2. Wen will ich dabei haben? Deine Zielgruppe
Mittlerweile gibt es ein großes Angebot an Yoga-Retreats. Eine entscheidende Frage, die Du Dir deshalb stellen solltest, ist die der eigenen Zielgruppe: Wen möchtest Du überhaupt dabei haben? Was bekommen potenzielle Teilnehmer von Dir, was sie anderswo nicht bekommen? Solltest Du Dir noch keine Gedanken über Deine Positionierung als Lehrer gemacht haben, können folgende vier Fragen Dir dabei helfen, Dir über Deine Stärken und Deine Ausrichtung bewusst zu werden.
Das Paradoxe dabei: Als Lehrer möchtest Du natürlich so viele Teilnehmer wie möglich ansprechen. Doch das kannst Du am besten dadurch erreichen, indem Du die Zielgruppe einschränkst. Anstatt einen Yogaurlaub „für alle“ anzubieten, kann es deshalb Sinn machen, gezielt nur Anfänger oder Fortgeschrittene anzusprechen. Oder Du unterrichtest einen bestimmten Yogastil oder bist allein durch Deine Persönlichkeit unverwechselbar. Frag Dich: "Was macht meinen Yoga-Urlaub besonders gut und einzigartig?"
3. Den richtigen Preis finden
Den angemessenen Preis für die eigene Arbeit festzulegen, kann für Yogis häufig eine Herausforderung sein. Bist Du zu günstig, verkaufst Du Dich unter Wert. Mit einem zu hohen Preis riskierst Du dagegen, potenzielle Interessenten abzuschrecken.
Ebenso wie bei der Auswahl der Location würde ich Dir empfehlen, mit Herz und Verstand vorzugehen. Welcher Preis würde sich für Dich intuitiv gut anfühlen? Was wärst Du selbst bereit für ein entsprechendes Angebot zu zahlen? Anschließend kannst Du Deinen Verstand nutzen, um nachzuprüfen, ob der gefundene Preis wirtschaftlich Sinn macht. Wie hoch sind Deine eigenen Kosten (Anreise, Unterkunft, Verpflegung)? Wieviele Teilnehmer brauchst Du mindestens, um diese Kosten zu decken?
Zur Festlegung Deines Retreat-Preises, kann ich Dir noch folgende beide Tipps geben:
- getrennte Preise: weise nach Möglichkeit, Seminarpreis und den Preis für Unterkunft und Verpflegung getrennt aus. Das schafft Transparenz. Im Idealfall rechnest Du sogar nur mit Deinen Teilnehmern den Seminarpreis ab und lässt sie Unterkunft und Verpflegung direkt an das Retreat-Center zahlen.
- Frühbucherpreis: Eine gute Möglichkeit, verbindliche Anmeldungen zu bekommen, ist ein Frühbuchpreis. Dabei bekommen Deine Retreat-Teilnehmer einen Rabatt, wenn sie sich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt anmelden UND bezahlen.
4. Erfolgreiches Marketing - mehrere Kanäle nutzen
Einer der wichtigsten Schritte zum eigenen Yoga-Urlaub ist ein erfolgreiches Marketing. Dafür würde ich Dir empfehlen, mehrere Kanäle zu nutzen:
- Mündliche Empfehlungen: Lasse Deine eigenen Yogaschüler von Deinem Retreat wissen und erzähle Ihnen vor oder nach der Yogastunde begeistert von Deinem Angebot.
- Aushang: Entwerfe einen Aushang, den Du in Deinem Yogaraum aushängst.
- Flyer: Gestalte einen Flyer oder beauftrage einen Grafiker damit. Für den Druck empfehle ich Online-Druckereien wie beispielsweise Flyeralarm.
- Webseite: Bewerbe Dein Yoga-Retreat auf Deiner eigenen Webseite und/oder Facebook-Seite.
- Email: Erwähne Deinen Yoga-Urlaub in Deinem Newsletter – und das nicht nur einmal. Wenn Du einen Frühbucherpreis festlegst, ist beispielsweise das nahende Ende der Frühbucherfrist eine gute Gelegenheit, an Dein Angebot zu erinnern.
5. Klar und freundlich kommunizieren
Wie gehst Du mit potenziellen Interessenten um? Wie Du mit Deinen Teilnehmern kommunizierst – auch und besonders im Vorfeld des Retreats – ist entscheidend dafür, wie schön und erfolgreich Dein Yogaurlaub wird. Sei freundlich in der Sache und versuche jedem Interessenten so gut wie möglich gerecht zu werden. Gehe dabei auf individuelle Wünsche, Ängste und Bedürfnisse ein.
Sei Dir gleichzeitig aber auch bewusst darüber, was Du leisten kannst und was nicht. Bei einem meiner ersten Retreats habe ich jedem Teilnehmer eine Abholung vom Flughafen zugesagt. Als ich dann spät in der Nacht noch auf verspätete Flüge warten musst, obwohl ich früh am anderen Morgen eine Yogaklasse zu unterrichten hatte, wusste ich, ich hatte einen Fehler gemacht.
6. AGBs oder Vertrag aufsetzen
Klarheit heißt für mich auch, die wichtigsten Rahmenbedingungen eines Retreats (z.B. Stornierungskonditionen und Haftungsausschluss) entweder als gültige AGBs aufzuschreiben oder einen entsprechenden Vertrag aufzusetzen, den alle Teilnehmer unterschreiben. Ich wünsche Dir, dass Du davon keinen Gebrauch machen musst und in 99 Prozent aller Fälle ist es auch nicht nötig. Als Organisator tust Du trotzdem gut daran, Dich vorher abzusichern. Was Du von rechtlicher Seite noch beachten musst, erfährst Du in diesem Artikel.
Tipps vor Ort:
7. Dich selbst auftanken
Achte darauf, dass Du entspannt ankommst – am besten ein oder zwei Tage vor Deinen Teilnehmern. Das gibt Dir die Möglichkeit, Dich mit dem Ort vertraut zu machen, den Stress der Reise hinter Dir zu lassen und zum Beginn des Retreat ganz in Deiner Kraft zu sein.
Auch während des Retreats achte darauf, dass Du Dir regelmäßige Auszeiten nimmst – für Deine eigene Praxis oder einfach nur, um allein zu sein. Dadurch schaffst Du es, während des Unterrichts und aller gemeinsamen Aktivitäten wach, freundlich und präsent zu bleiben.
8. Den Einzelnen ernst nehmen
Jeder Teilnehmer ist unterschiedlich und hat unterschiedliche Bedürfnisse – insbesondere bei der Yogapraxis. Gerade bei Retreats kann das Level der Teilnehmer von mehreren Jahren Praxis bis absolute Anfänger stark auseinander gehen. Sei bei der Vorbereitung Deiner Klassen darauf bedacht, immer verschiedene Optionen zu geben.
Auch in der Freizeit gehen die Bedürfnisse auseinander: Manche Teilnehmer wünschen sich Geselligkeit in der Gruppe, während andere am liebsten allein sind und auf eigene Faust die Gegend erkunden oder einfach nur ihre Ruhe haben wollen.
Bleibe in Kontakt mit Deinen Teilnehmern und versuche jeden so gut wie möglich zu unterstützen. Mach das Programm nicht zu voll, dass noch genügend Freiräume für den Einzelnen da sind. Sorge auf der anderen Seite dafür, dass mindestens einer Aktivität (z.B. eine Wanderung, Besichtigung o.a.) für die gesamte Gruppe dabei ist.
9. Souveräner Umgang mit Kritik
Sei darauf vorbereitet, dass es Teilnehmer geben wird, die Dich kritisieren. Yogis sind auch nur Menschen und Menschen unterliegen Stimmungsschwankungen. Meine Erfahrung ist: Du kannst am schönsten Ort der Welt sein. In den ersten ein, zwei Tagen sind alle glücklich. Doch spätestens an Tag drei oder vier wird es jemand langweilig, er oder sie bekommt Muskelkater, schläft schlecht oder was auch immer.
Als Gruppenleiter spreche vorhandene Probleme aktiv an – am besten direkt mit der betroffenen Person und verhindere dadurch, dass die Nörgelei eines Einzelnen die Stimmung der Gruppe herunterzieht. Versuche soweit wie möglich der Person zu helfen, aber grenze Dich auch ganz bewusst gegen ungerechtfertigte Kritik ab und nimm sie vor allem nicht persönlich.
10. Sammle Feedback
Egal ob positiv oder negativ – Feedback ist für Dich als Yogalehrer und Organisator des Yogaurlaubs immer wertvoll. Besonders positives Feedback kannst Du möglicherweise als Werbung für Deinen nächsten Yogaurlaub verwenden, denn nichts überzeugt mehr als die Aussage eines zufriedenen Teilnehmers. Negatives (ich bevorzuge hier das Wort „konstruktives“) Feedback ermöglicht es Dir als Mensch und als Lehrer zu wachsen und Dein Angebot in Zukunft zu verbessern. Um ehrliches Feedback zu bekommen, nutze ich neben dem persönlichen Gespräch auch einen anonymen Feedbackbogen.
Fazit
Einen Yogaurlaub zu organisieren braucht eine vorausschauende, klare und langfristiges Planung, gutes Marketing sowie eine freundliche und zugleich verbindliche Kommunikation mit potenziellen Teilnehmern. Vor Ort solltest Du flexibel sein, um auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse Deiner Yogaschüler einzugehen und zugleich achtsam mit Deiner eigenen Energie umgehen, damit der Yogaurlaub nicht in Stress ausartet ;-).
Veranstaltungstipp:
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