1. Arbeit über das eigene Wohlbefinden zu stellen
Der erste Punkt klingt offensichtlich und ist deshalb wohl der am meisten vernachlässigte. Als ich angefangen habe, Yoga zu meinem Hauptberuf zu machen, war ich überrascht davon, auf einmal mehr Zeit vor dem Computer statt mit Unterrichten oder auf der eigenen Matte zu verbringen. Und ich kenne Tage, an denen auch ich in diese Falle tappe und meine noch dieses oder jenes erledigen zu müssen, anstatt mir die nötige Auszeit und Praxis zu gönnen. Das mag kurzfristig gut gehen, bedeutet langfristig jedoch Dauerstress und ein Zustand innerlicher Unzufriedenheit (ob wir uns das eingestehen oder nicht). Meine Erfahrung ist es, dass meine Arbeit umso kraftvoller und effektiver ist, wenn ich mir Zeit nehme und regelmäßig Pausen mache, um in meine eigene Mitte zu kommen.
2. Immer erreichbar sein
Ein weiterer wichtiger Lernprozess war die Erkenntnis, auf jede Email nicht sofort antworten zu müssen. Insbesondere die Zeit am Morgen nach dem Aufwachen und die Zeit am Abend vor dem Einschlafen sind für mich eine heilige Zeit, in der ich mich nicht mehr durch Telefonanrufe oder ankommende Emails nicht unterbrechen lasse. Dieser Raum ist wichtig, um abzuschalten. Ansonsten droht man als Selbstständiger überhaupt keinen Feierabend zu haben.
3. Die eigene Zielgruppe nicht kennen
Wer seine Zielgruppe nicht kennt, läuft Gefahr seine Energie ohne Richtung zu verschleudern. Viele Yogalehrer denken, dass sich ihr Angebot an alle Menschen richten würde. Sie wollen zum Beispiel gleichzeitig Business-Yoga, Kundalini-Yoga, Power-Yoga, Schwangeren-Yoga und Kinder-Yoga anbieten. Was auf den ersten Blick als eine gute Idee erscheint (ich verringere mein Risiko, in dem ich unterschiedliche Zielgruppen anspreche), kann langfristig nach hinten losgehen. Ich mache mich als Lehrer unglaubwürdig, denn ich kann nicht gleichzeitig Experte in fünf verschiedenen Bereichen sein. Würdest Du deine Pizza lieber in einer italienischen Pizzeria oder bei einem Lieferservice bestellen, der gleichzeitig noch chinesisches, thailändisches und mexikanisches Essen auf der Karte hat?
4. Nicht die Schülerperspektive einnehmen
Als Selbstständige sind wir manchmal verliebt in unser eigenes Angebot und stolz auf unsere zahlreichen Qualifikationen. Deinem Yogaschüler ist es aber egal, wieviele Ausbildungen du gemacht hast, wie oft du in Indien warst und was du alles über Yoga weißt. Entscheidend für ihn ist, auf welche Art und Weise er von deinem Unterricht profitieren kann. Was hast du zu bieten, was er nicht auch von Dutzenden anderen Lehrern bekommen kann? Welches Problem (Rückenschmerzen, Bewegungsmangel etc.) kannst du für ihn lösen?
5. Unklarer Umgang mit Geld
Als ich anfing zu unterrichten, hatte ich noch keine klare Vorstellung vom Wert meiner Arbeit. Als freier Journalist war ich nach festen Honorarsätzen bezahlt worden. Als Selbstständiger musste ich den Preis meiner Dienstleistungen selbst bestimmen. Und ich lerne, dass sich der Wert danach richtet, welchen Nutzen ich meinem Yogaschüler oder Massagekunden verschaffe und nicht danach, wie sehr ich mich dafür anstrenge. Ich kenne Yogalehrer, die Probleme haben einen angemessenen Preis für ihre Leistung zu verlangen, weil sie so viel Freude beim Unterrichten haben. Dahinter steckt der merkwürdige Glaubenssatz, dass das was Freude bereitet und den Menschen wirklich dient, nichts oder nur wenig kosten darf.
Doch wer sich unter Wert verkauft, schafft ein energetisches Ungleichgewicht und schadet langfristig sich selbst. Und wer seinen eigenen Wert nicht kennt, dem passiert es leichter, dass andere Menschen das ausnutzen. Hast du auch Yogaschüler, die gerne mal ihr Geld vergessen haben, wenn es ums Bezahlen geht? Grund genug, an deiner eigenen Klarheit zu arbeiten.
6. Zwang, Wissen anhäufen zu wollen
Wir leben in einer Wissensgesellschaft, in der Wissen mit Kompetenz gleich gesetzt wird. Kein Wunder, dass viele Menschen in die geistige Falle tappen, immer mehr Wissen anhäufen zu wollen bevor sie beispielsweise Yoga unterrichten. Doch kein Wissen der Welt kann einen Mangel an Autorität ausgleichen, den wir uns selbst nicht zugestehen. Du musst auch kein Experte in den Yogasutren sein, um eine gute Yogastunde zu geben. Es geht um DEINE Erfahrung. Menschen wollen von dir nicht über irgendwelches Wissen belehrt werden, sondern hören, auf welche Weise Yoga dir persönlich hilft und davon lernen.
Der Satz „Ich weiß nicht“ entspricht häufig nicht der Wahrheit, sondern ist ein geistiger Mechanismus um die Autorität unserer inneren Stimme abzuwerten. Insgeheim wissen wir schon – beispielsweise, dass uns ein bestimmter Beruf oder Partner nicht gut tut oder was wir gerne tun würde. Doch die Tatsache, dass uns niemand einen geistigen Masterplan auf dem Silbertablett präsentiert , wird von uns als Ausrede benutzt, überhaupt Schritte in die richtige Richtung zu machen.
7. Übertriebene Selbstkritik
Kennst du auch Menschen, die von einer Fortbildung zur nächsten rennen, weil sie meinen, in dem was sie tun, noch nicht gut genug sind? In der Yogawelt habe ich einige Menschen getroffen, die nicht unterrichten wollten, weil sie meinten erst noch die dritte oder vierte Ausbildung absolvieren zu müssen.
Dahinter stehen tief liegende Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“, „Keiner hört mir zu“, „Mein Unterricht ist nicht interessant genug“ etc. Wer in solche Muster der Selbstkritik verfällt, vergisst, dass wir alle Individuen sind. Jeder Mensch ist einzigartig und besitzt einen eigenen Wert ohne dass er dafür etwas tun müsste. Lass dich durch übertriebene Selbstkritik nicht daran hindern, unsere Gaben in die Welt zu bringen.
Und statt der vierten Ausbildung oder dem 15. Yogaworkshop mit xy empfehle ich dir, ein Coaching, um dich mit deinen Selbstzweifeln auseinanderzusetzen. „The Work“ von Byron Katie ist beispielsweise eine wunderbare Methode, um negative Glaubenssätze zu entdecken und aufzulösen.
8. Einzelkämpfertum
Es gibt rund sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten und etliche Yogalehrern unter ihnen. Leider glauben viele von Ihnen ihre Arbeit allein, d.h. ohne Hilfe anderer bestreiten zu müssen. Das mag zu Beginn der Selbstständigkeit vielleicht noch die einzig wirtschaftliche Möglichkeit sein. Doch spätestens beim eigenen Yogastudio nervt es, wenn du dich von Räucherstäbchen, Marketing bis zu Steuern von vorne bis hinten völlig allein kümmern müsst. Warum keinen Steuerberater, Grafiker oder Check-In-Kraft engagieren? Vielleicht gibt es auch Menschen, die im Zuge eines Tauschgeschäfts (Yoga gegen ihre Arbeitskraft) dich gerne unterstützen wollen? Spare deine Energie fürs Unterrichten und andere Dinge, die dir Freude bereiten auf!
9. Konkurrenzdenken
Andere Yogaschulen und Lehrer sind keine Bedrohung für deine Tätigkeit, sondern ein Gewinn. Ihr arbeitet gemeinsam an der Evolution des Bewusstseins und daran, Yoga bekannter zu machen. Was ich häufig mitkriege ist, dass andere Yogaschulen in der gleichen Stadt entweder als Konkurrenz gesehen oder im besten Fall ignoriert werden. Das ist jedoch ziemlicher Blödsinn!!! Wenn du weißt, worin der Wert deiner Arbeit besteht, brauchst du keine anderen Yoga-Lehrer zu fürchten, denn du bist einzigartig (siehe mein Artikel "Positionierung für Yogalehrer"). Statt gegeneinander zu arbeiten hatten die Yogastudios in Köln beispielsweise vor einigen Jahren die Idee, einen gemeinsamen Yogatag zu organisieren. Solche gemeinsamen Aktionen könnte es noch viel häufiger geben.
10. Nicht auf die innere Stimme hören
Manchmal habe ich in der Vergangenheit Dinge gemacht, bei denen ich kein gutes Gefühl hatte, z.B. noch mehr Termine ausgemacht habe oder mit Menschen zusammengearbeitet, bei denen ich von Anfang an skeptisch war. Oder ich habe Aufträge angenommen, die zwar lukrativ erschienen, aber auf die ich in Wahrheit überhaupt keine Lust hatte. In den seltensten Fällen hat sich das für mich gelohnt. Deshalb akzeptiere ich meine Intuition und meine eigene Stimme als meinen besten Schutz und Lehrer. Gerade wenn der Verstand etwas anderes sagt, höre ich deshalb umso genauer in mich hinein und spüre, ob sich das wirklich gut anfühlt.
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